Hae Brâsil

Diese Insel dehnt sich in Ost-West-Richtung rund 200 km und in Nord-Sürd-Richtung bis zu 120 km aus. Die Gesamtfläche dürfte bei etwa 17.000 Quadratkilometer liegen, wozu noch die schätzungsweise 1.000 Quadratkilometer der Nebeninsel zu rechnen sind.

Diese Insel ist natürlich der Teil Vinlands, um den sich die meisten und verschiedenartigsten Gerüchte ranken. Ohne Zweifel jedoch handelt es sich um die schönste und angenehmste der Insel. Hier finden sich die meisten und reichsten Wälder, bei denen auch der Anteil an Laubhölzern ungewöhnlich hoch ist, was auf ein vergleichsweise milderes Klima hindeutet. Auch sonst wirkt die Landschaft zumindest auf den vorbeifahrenden Schiffer sanfter und weniger schroff wie bei den übrigen Inseln.

Die wenigen Kenntnisse über Hae Brâsil beziehen sich vor allem auf die Namen einiger größerer oder bedeutsamer Siedlungen sowie auf die auffälligsten Landschaftsteile. Diese Bezeichnungen entstammen etwa zu gleichen Teilen der Alten Sprache wie der Mundart der Elben, obwohl nach allgemeiner Überzeugung die elfischen Völker den weitaus größeren Teil der Bewohner stellen und nur noch kleinere Gruppen des Alten Volkes vorhanden sein sollen. Jedoch mag die Vermischung beider Völker zu einem schon weitestgehend elbisch wirkenden Erscheinungsbild der Tuatha und damit zu einer Fehleinschätzung geführt haben und deren wahre Zahl vielleicht weit höher sein.

Zumindest teilweise mag die Sprache der Namen auf die jeweils dort siedelnde Bevölkerungsgruppe hinweisen oder doch auf deren überwiegende Mehrheit. Dies dürfte namentlich für die verschiedenen Ortschaften gelten. Allerdings könnte dies auch eher frühere als heutige Verhältnisse wiedergeben. Ebenso ist vorstellbar, daß für mancherlei Orte Namen sowohl in elbischer wie in Alter Sprache bestehen und es daher eher vom Zufall und der Art des Gewährsmannes oder der sonstigen Quelle einer Nachricht bestimmt wurde, welcher dann den Vinländern bekannt wurde. Zumeist kann zu den einzelnen Orten auch kaum mehr gesagt werden, als was die Bedeutung des Namens ist und bestenfalls, welche Schlüsse vielleicht hieraus gezogen werden dürfen.

So nimmt es nicht wunder, daß über die Stärke der Einwohnerschaft sowie ihre Zusammensetzung kaum sicheres bekannt ist. Aus den wenigen verläßlichen Nachrichten läßt sich jedoch schließen, daß die Bevölkerungsdichte nicht sehr viel geringer als die der anderen Inseln ist, also durchaus auf dreißigtausend oder gar mehr geschätzt werden darf. Wiederum ist jedoch zu erwägen, ob der Eindruck der entsprechenden Macht nicht doch eher auf zauberischen und anderen übermenschlichen Fähigkeiten als auf tatsächlicher Zahlenstärke beruhen könnte. Und zu den sonstigen Wesen auf Hae Brâsil kann lediglich die allgemein vorherrschende Meinung wiedergegeben werden, daß es hier keine Monströsitäten oder sonstige wirklich gefährliche Arten gibt. Zumindest kann vermutet werden, daß sie von den Elben und den Alten Menschen wohl schon lange gezähmt, getötet oder vertrieben wurden, wenn es sie denn geben oder einstmals gegeben haben sollte.
Ard Bricht  altspr.: „Zauberhügel“. Hügelige und leicht bewaldete Landschaft im Nordwesten, auf der Halbinsel westlich des Linn Ler.

Beag Cern  altspr.: „Kleines Horn“. Mit relativ schroffen, aber nicht allzu hohen Felsklippen bedeckte vorspringende Landzunge im Nordwesten, nördlich der Ard Bricht.

Beag Craig  altspr.: „Kleine Felsen“. Halbinsel an der Westküste, von mäßig hohen Felsklippen bedeckt, die eigentlich einen etwas abgetrennten Ausläufer der Ered Thoron bilden.
Caid Trogin  altspr.: „Heilige Erde“. Große, zum Landesinneren in mehreren Stufen ansteigende Ebene an der Südküste. Sie wirkt recht fruchtbar und weist neben reichlich Gras auch Buschwerk und einzelne Baumgruppen auf. Es ist jedoch keinerlei landwirtschaftliche Nutzung bekannt oder vom Meer aus erkennbar.

Coill Scath  altspr.: „Schattenwald“. Großes zusammenhängendes Waldgebiet im westlichen Zentrum, südlich des Linn Ler.

Culbar  elb.: „rotgoldene Wohnung“. Ortschaft am Nordwestrand der Caid Trogin. Ob der Name auf hier vorhandene Goldvorkommen anspielt, ist zwar denkbar, aber unwahrscheinlich. Vom normalen elbischen Sprachgebrauch ist nämlich eher zu vermuten, daß hier lediglich eine besonders schöne herbstliche Verfärbung des Laubes im nahegelegenen Wald gemeint ist.

Dond Dobar  altspr.: „Braunwasser“. Der einzige größere oder zumindest der einzig bekannte Fluß auf Hae Brâsil. Er entspringt am Nordrand der Ered Thoron nahe Niam Tig, durchquert den Coill Scath und mündet in den Linn Ler.

Dor Aelin  elb.: „Land der Teiche“. Hochgelegene, hügelige Landschaft an der Westküste, mit kleineren Seen und auch einigen Wäldchen durchsetzt.

Duath Gaer  elb.: „Meeresklippen“. Kleines Gebirge auf der Tol Harn, welches den Nordwestteil dieser Nebeninsel bedeckt und namentlich an der Nordküste recht schroffe Klippen bildet.

Dun Flaith  altspr.: „Fürstenburg“. Ortschaft am Nordrand der Caid Trogin. Daß sich dort tatsächlich ein heutiger oder früherer Herrschersitz befindet und daß es sich auch um eine wirkliche Festung handelt, steht zwar zu vermuten, jedoch sind keinerlei nähere oder sichere Einzelheiten bekannt.

Ered Thoron  elb.: „Adlerberge“. Gewaltiges und recht hohes Gebirgsmassiv, das fast den gesamten Südwesten der Insel bedeckt.

Gairech  altspr.: „Ort der Schreie“. Tiefes, langgestrecktes und grasbewachsenes, aber baumloses Hochtal in den nordwestlichsten Ausläufern des Ram Falas. Der etwas unheimlich klingende Namen weist aber einem alten Bericht nach lediglich auf ungewöhnliche, sich mehrfach wiederholende und fortpflanzende Echos und andere Schallerscheinungen hin, die dort zu hören, aber ausschließlich natürlichen Ursprungs sein sollen.

Glen Grias  altspr.: „Blaugrünes Tal“. Langgestrecktes und sehr dicht bewaldetes Tal in den westlichsten Ausläufern des Ram Falas. Der Name spielt wohl entweder auf dort vorwiegend vorhandene Edeltannen oder ähnliche „blaugrüne“ Baumarten an oder aber einfach darauf, daß der dortige Wald durch sehr dichten Bestand oder  die umliegenden Berge überwiegend im Schatten liegt.

Grian Laig  altspr.: „Sonnenlanze“. Sehr steil hochragender und entsprechend schlank wirkender Berg im Südteil des Ram Falas, vermutlich die höchste Erhebung nicht nur dieses Gebirges, sondern der gesamten Insel.

Haudh Nellam  elb.: „Efeuhügel“. Hügelige Landschaft an der Nordküste östlich des Linn Ler.

Linn Ler  altspr.: „Meeresteich“. Sehr große Meeresbucht an der Nordküste. Die Art der Namensgebung erinnert an den Sprachgebrauch erfahrener Hochseeschiffer und tatsächlich bezeichnen manche Sagen die Seefahrer des Alten Volkes als mindestens ebenso tüchtige Schiffsleute wie die Vinländer.

Londêl   elb.: „Sternenhafen“. Ortschaft mit offenbar bedeutendem Hafen am Ostrand des Lenn Lir.

Lond Rosroch  elb.: „Hafen der Gischtpferde“. Ortschaft und offensichtlich auch Hafenstadt an der Südküste und dem Westrand der Caid Trogin. „Gischtpferde“ ist sicherlich ein dichterischer Ausdruck für Schiffe, allerdings fällt auf, daß eine solche Bezeichnung weniger elbischem als vielmehr menschlichem Wortgebrauch und Sprachgefühl entspricht, sogar regelrecht vinländisch wirkt. Daher ranken sich gerade um diesen Ort etliche, aber sämtlich unbewiesene Gerüchte.

Mag Maelmar  altspr.: „Große kahle Ebene“. Flaches, weites, grasbewachsenes und nahezu baum- und buschloses Gebiet im nördlichen Zentrum der Insel.

Mar Sûl  elb.: „Haus der Winde“. Ortschaft in den südlichen Ausläufern des Ram Falas, der seinen Namen wohl seiner hochgelegenen Lage verdankt.

Mornand  elb.: „Dunkles Tal“. Großes und sehr dicht bewaldetes Tal im Osten der Ered Thoron. Der erste Teil des Namens bedeutet „dunkel“ oder auch „schwarz“ eher im Sinne von „ohne Sonnenlicht“, „in tiefem Schatten liegend“. Daher soll der Name wahrscheinlich nur auf die Bewaldung anspielen und wohl nicht auf irgendwelche sonstigen „Dunkelheiten“.

Niam Tig  altspr.: „Schönes Haus“. Hochgelegene Ortschaft am Nordostrand der Ered Thoron und nahe der Quelle des Dond Dobar.

Ornost  elb.: „Baumfestung“. Ortschaft im Nordosten der Insel, inmitten des Taur Calembel. Aufgrund des Namens gibt es Gerüchte, daß hier noch wie in den sagenumwobenen Alten Städten der Elben alle Wohnungen und sonstige Einrichtungen vollständig in den Kronen mehrerer unglaublich riesiger Bäume liegen. Allerdings könnte diese Bezeichnung sich auch einfach nur auf die Lage inmitten eines großen Waldgebietes beziehen.

Ram Falas  elb.: „Küstenwall“. Großes Gebirgsmassiv an der Ostküste, welches sich aber trotz dieses Namens nicht nur auf die  meeresnahe Lage beschränkt, sondern in langen westlichen Ausläufern bis nahezu der Mitte der Insel ausdehnt.

Ringaelin  elb.: „Kalter See“. Sehr hoch gelegener großer See inmitten des Hauptmassivs des Ram Falas. Diese Lage, die aus dem Namen ersichtliche niedrige Wassertemperatur sowie das Fehlen oder zumindest fehlende Kenntnis irgendwelcher bedeutsamer Zu- oder Abflüsse lassen vermuten, daß es sich um einen geschmolzenen ehemaligen großen Gletscher handelt.

Tan Trachta  altspr.: „Küstenwald“. Langgestrecktes Waldgebiet am Westteil der Südküste.

Tarmatar  elb.: „Hoher Pfeiler“. Höchster Berg der Ered Thoron im Nordteil des Gebirges.

Taur Calembel  elb.: „Großer Grünwald“. Gewaltiges und sehr geschlossenes Waldgebiet, das fast den gesamten Nordostteil der Insel bedeckt.

Teach Cessair  altspr. „Häuser der Seefahrer“. Ortschaft und Hafen an der Ostküste der Tol Harn. Allgemein herrscht die Meinung, daß, wenn es ein Vinländer überhaupt wagt, nach Hae Brâsil zu fahren, er vernünftigerweise dort anlaufen und sich um die Erlaubnis und sonstige Vermittlung bemühen sollte, bevor er irgendeinen Ort der Hauptinsel betritt.

Tol Harn   elb.: „Südinsel“. Große und Hae Brâsil südlich vorgelagerte Insel. Sie gilt allgemein als Tor von und nach Vinland, wenn überhaupt von einer der beiden Seiten ein Kontakt erwünscht oder versucht werden sollte.