Hofshelgi, vinl. „Tempelfrieden“, eine Ortschaft im Hochtal von Helgenheim, vinl. „Heiliges Land“. Dieses ertragreiche Hochtal scheint wahrlich von den Göttern gesegnet. Das Land ist dort flach, breit und offen, um die warmen Sonnenstrahlen zu empfangen. Bergbäche bringen kaltes, frisches Wasser von den Höhen herab und machen den Boden fruchtbar. Gleichzeitig schützen die Höhen vor den wilden Stürmen, welche über das Meer heraneilen können. Dieses Gebiet liegt beiderseitig des Ymirind, einem Fluß, der am Fuße der Havasteine entspringt und im Helgefjord mündet. An diesem liegen die wichtigsten heiligen Stätten der Insel.
Die Siedlung von Hofshelgi liegt fern der Küste zu Füßen des Stânvangar vinl. „Steinfeld“, einer fast völlig von breit ausladenden und nur mäßig hohen Felsen bedeckte Landschaft an der Westküste der Insel, sowie der Havasteine, einem mächtigen Gebirgszug. In diesem heiligen Tal besteht der Ort nicht aus militärischen Gründen. Vielmehr liegt das hochgelegene Dorf unweit eines Passes in den Loksefjord und damit an einer alten, heute jedoch kaum genutzten Handelsrute. Die Lage so tief im Festland macht die Hetmansess auch absonderlich, denn diese ist eine der wenigen ohne ein eigenes Langschiff.
Seine Lage am Rande des fruchtbaren und von den Göttern und Drachen gesegneten Helgenheim sorgt für eine florierende Vieh- und Holzwirtschaft. Deren Verwertung und Weiterverarbeitung ist das wirtschaftliche Herz der Hetmansess und sorgt für ordentliche Einnahmen und ein sorgenfreies Leben. Neben Rohwolle und vielerlei Holzprodukten sind vor allem Tuche, Käse, Holzkohle und geschnitzte Kunstwerke ein begehrtes Handelsprodukt. So wird ein Großteil dieser Waren in den Ortschaften von Helgenheim, also in Lôgmansess, Frôtersess, Godenskôlf oder Disirhof, selbst umgesetzt. Manche Hofshelgier machen auch keinen Hehl daraus, daß sie recht glücklich über den geschlossenen Paß gen Geiranger sind, welcher die Konkurrenz aus dieser Jarlsess fern hält.
Neben Schafen und Ziegen, werden durchaus auch Schweine und Hühner gehalten und trotz der Höhe und des Breitengrads gedeihen Gemüse und Getreide für zumindest eine gute Ernte Getreide im Jahr recht prächtig. Aufgrund seiner sehr speziellen Eigenart, welche im nachfolgenden Text noch aufgezeigt wird, verfügt Hofshelgi über kein Schanzwerk oder eine sonstige Verteidigungs-anlage. Vielmehr besteht die Hetmansess aus einem Haufendorf und umliegende Einsiedlerhöfe.
Die Sippe von Hofshelgi
Die von allen Seiten belächelte, teils vielleicht auch verachtete Sippe derer von Hofshelgi zählt nichtdestotrotz zu einer der ältesten und bemerkenswertesten Sippen Norglaws, welche die Einheimischen stolz Markland nennen. Hofshelgi indes bedeutet „Tempelfrieden“. Es ist also eine Ortschaft mit traditionellem, absolutem Asylrecht für Verfolgte jeder Art. Man hört ganz richtig, selbst z.B. für andernorts verurteilte Schwerverbrecher oder Opfer der Blutrache gilt diese Gnade. Die einzige Ausnahme sind formell vom Allthing, dem Hohen Thing der Insel, geächtete bzw. für friedlos erklärte Personen.
Die hiesige Sippe besteht somit aus einem wilden Haufen von einstmals verbannten, befehdeten oder friedlos gesprochenen Markländern bzw. deren Nachkommen. Diese zeichnen sie durch ganz unterschiedliche Wesenszüge aus. Vom wohlmöglich furchtsamen Bauer über den fähigen oder weniger fähigen Handwerker, bis hin zum rauen Raufbold ist sämtliches Vertreten und jene Friedlosen, welche es bis hierhin geschafft hatten, brachten nicht selten ihr Wissen oder Kunstfertigkeit mit. Somit gilt Hofshelgi ganz gewiss nicht als Arm, jedoch steht sein Ansehen vielerorts nicht sehr hoch. Denn diese Sippe ist viele auf Ehrlosigkeit begründet.
Doch was zeichnet diese Sippe aus? Was hindert die anderen, meist viel stärkeren Sippen daran, sich über diesen „Tempelfrieden“ hinwegzusetzen? Nun, Sitten und Traditionen natürlich, der Götter Schutz und das Tabu, vergessener Ruhm und altes Recht, dies ist das Fundament, auf dem Hofshelgi errichtet wurde. Längst sind die ersten Tage der Sippe in Vergessenheit geraten.
Der Gründungsmythos von Hofshelgi beginnt mit einen Augenblick in längst entschwundenen Tagen der Ahnen, als Streit zwischen den Eroberern aus dem Norden, den heutigen Vinländern, und den Eingeborenen des Alten Volks herrschte. So heißt es, daß nahe der heutigen Siedung die ersten Nordleute den Roten ansichtig wurden und in ihm mehr erkannten, als ein großes Untier zu sein. Hier in seinem Schatten traf man sich mit den Alten und schwor Urfehde.
Beide Stämme legten an diesem Ort im Angesicht des Roten die Waffen nieder und weihten ihn durch Tat und Schwur. Fürderhin sollte hier keine Waffe mehr gezogen werden, denn aus Gründen des Schutzes. Späterhin entwickelte sich das Asylrecht, welches der hiesigen Sippe Reichtum brachte.