Påsen över stång

Påsen över stång – den Sack über die Stange

IMG_5694 KopieDer nun folgende Wettkampf hat seinen Ursprung nicht etwa in den VIKING-Fahrten, bei denen es eventuell gilt, rasch Beutesäcke über eine Mauer zu schmeißen. Nein, er ist vielmehr von eher trivialer oder ganz von landwirtschaftlicher Natur.

Der typische markländische Kornspeicher ist tatsächlich mehrstöckig gebaut, wobei das Korn in luftiger Höhe trocken und fern von Ungeziefer gelagert wird. Der untere Teil des Speichers ist indes oft ein Werkzeugschuppen für die typischen bäuerlichen Geräte für Handwerk, Heu machen und für die Ernte. Dies bedeutet jedoch auch, daß das befüllen des Kornspeichers beschwerlich ist, müssen doch die Säcke auf das Niveau des Speicher gebracht werden.

Ganz der nordischen Sitte „Wo es Kraft braucht, da hilft nur noch mehr Kraft“ hat sich das Påsen över, daß „den Sack über“ eingebürgert. Hierbei gilt es, einen Sack Getreide mit Schwung in eine nicht besonders große Ladeluke zu werfen. Dabei bedarf es genug Gefühl, so daß der Sack nicht einen Ladeburschen trifft und umwirft, noch das dieser an einer Wand oder einen Pfeiler trifft und aufreißt.

Hieraus hat sich schließlich auch der Wettkampf „Påsen över stång“ entwickelt, bei dem ein Sack von Getreide mit Kraft aber auch mit viel Geschick über eine Stange oder ein Seil zu werfen ist. Hinzu kommt, daß dieser auf eine ausgewählte Fläche fallen muß. Je näher er an der Stange verbleibt, desto größer die zu erringende Punktzahl.

Der Jarl von Geiranger hat sich mit dem Schiedsgericht auf die Auslegung von drei Schilden geeinigt, die unterschiedlich weit von der Stange weg positioniert werden. Der gelungene Wurf auf einen dieser Schilde wird einen, drei oder fünf Punkte geben. Werden die Schilde verfehlt, die „Stange“ unterworfen, getroffen oder gar nur gestreift, dann ist der Wurf ungültig. Sieger ist, wer zuerst eine vorgegebene Punktzahl erreicht.

IMG_5518 KopieFür Neulinge sei hier auch noch die vorgeschriebene Wurftechnik kurz erläutert. Denn trotz ihrer Stärke sind Nordmänner klug genug, den Schwung schwerer Gewichte anstelle purer zu nutzen. Dies ist nicht nur klug, sondern zumal rückenschonend. Denn solche Arbeit wird zumeist von der Morgenstund bis zum Abend durchgeführt. Hierbei wird sich nun mit dem Rücken zur Stange ausgerichtet und der Påsen mit ausholendem Schwung zwischen den Beinen von unten nach oben gewuchtet, so daß er eine steile Kurve beschreibt. Nur so kann er nahe in der gewünschten Zone nahe der Stange landen.